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Literaturvorstellung: Europe, strategy and armed forces. The making of a distinctive power

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Biscop, Sven; Coelmont, Jo: Europe, strategy and armed forces. The making of a distinctive power (= Cass Military Studies), New York u.a. 2012.

Mit Prof. Dr. Sven Biscop, Direktor des Europe in the Word Programme am Egmont Royal Institute for International Relations in Brüssel und Brigadier General Jo Coelmont , einem hochdotierten ehemaligen Offizier der Belgischen Luftwaffe, haben sich für dieses Buchprojekt zwei Kenner der europäischen Sicherheitspolitik zusammengetan, um, wie es im Vorwort heißt, normative, aber nicht utopische Ideen und praktische Empfehlungen für die mittelfristige Weiterentwicklung einer gemeinsamen europäischen Sicherheitsstrategie zu präsentieren. Ihr Ansatz ist insofern interessant, da Erfahrungen und Kenntnisse aus der Wissenschaft und der praktischen Tätigkeit in Streitkräften und in Stäben auf europäischer Ebene zusammenfließen. Grundlegend neue Ideen werden nicht präsentiert, jedoch wird die Forderung nach einer gemeinsamen europäischen Sicherheits- und Außenpolitik ausführlich hergeleitet und in einer erquicklichen Deutlichkeit betont.

“When asked whether Europe, or the European Union in particular, is a strategic actor, many would hesitate to reply, if not provide an outright negative response. Many diplomats, military and civil servants working in the European institutions even would have some doubts. That in itself proves that the EU in any case is not yet a fully fledged strategic actor. [...] We will argue, however, with the strongest conviction, that the EU, the state-like actor that is the evident political expression of Europe, is developing into, and indeed must be, a strategic actor. [...] The real key is to provide EU external action with a sense of purpose – with a strategy, therefore, and with leadership.”

Die Autoren sind der Ansicht, dass sich Europa seiner Gemeinsamkeiten, seiner Stärken im ökonomischen und normativen Kontext sowie seiner Interessen stärker bewusst werden müsse, ohne die Entscheidungsfindung und demokratische Legitimierung in den einzelnen Mitgliedsstaaten zu unterminieren. Als europäische Interessen werden  deklariert:1) die Verteidigung des Bündnisgebietes, 2) Offene und sichere Handels- und Kommunikationslinien, 3) Sichere Energieversorgung, 4) Nachhaltige Umweltverhältnisse, 5) Steuerbare Migrationsstömungen, 6) Einhaltung internationaler Gesetze und Völkerrechte sowie Achtung der Menschenrechte, 7) Wahrung der demokratischen Entscheidungsfindung auf europäischer wie partikularstaatlicher Ebene.

“Too often, ‘to have an interest’ is confused with ‘being interested’. Belgium may be more interested in Central Africa and Poland may be more interested in Ukraine, but objectively the stability of both is equally important to, and thus equally in the interest of both, Brussels and Warsaw.”

Verschiedene Institutionen, Vertragswerke und globale Interessen, wie ESS, CSDP, NATO, der Vertrag von Lissabon oder die gemeinsamen Auslandseinsätze oder einzelstaatlichen Interessenwahrungen beispielsweise im Nahen Osten werden im Verlaufe der Ausführungen systematisch auf ihre Geeignetheit zu einer grand strategy Europas ausgewertet. Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, dass eine solche Strategie mittelfristig entwickelt und institutionell verfestigt werden müsse. Ein Zurücktreten von Partikularinteressen und militärischen Doppelstrukturen müsse erfolgen, damit Europa langfristig effektiv und als Einheit strategische Interessen an der Seite der USA gegen andere Mächte durchsetzen könne.

“If the other global powers are all playing chess, the EU cannot be the only one playing ping pong.”


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